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Alvarez, Zuchtstier der F1 Generation (Sayaguesa x Watussi). Bild: F. Hohmeyer
Abbildung 5: Alvarez, Zuchtstier der F1 Generation (Sayaguesa x Watussi). Bild: F. Hohmeyer

Die Zucht

Im ursprünglichen Ansatz ist das Auerrindprojekt ein klassisches Zuchtprojekt. Auf Grundlage neuester wissenschaftlicher Erkenntnisse wurde nach Rinderrassen gesucht, die dem Auerochsen genetisch, phänotypisch oder aufgrund ihres Verhalten noch recht nahe stehen. Zugleich ist es erklärtes Ziel des Projektes, die Anzahl der Gründerrassen möglichst gering zu halten, um in einem mittelfristigen Rahmen von 10-20 Jahren ein größtmögliches Maß an Homogenität bei den Kreuzungstieren zu erreichen.

Die Rassen

Insgesamt wurden und werden für das Projekt 6 Rinderrassen eingesetzt. Im Einzelnen sind dies:

Chianina

Chianinakuh an der Wattenheimer Brücke bei Lorsch 2018, Bild: SG,
Abbildung 6: Chianinakuh an der Wattenheimer Brücke bei Lorsch 2018, Bild: SG,
Chianinabulle Bruno 2019. Bild: SG.
Abbildung 7: Chianinabulle Bruno 2019. Bild: SG.

Das Chianina ist eine traditionelle Rasse aus Mittelitalien, die sich neben ihrem meist rein weißen Erscheinungsbild vor allem durch ihre Größe und Ursprünglichkeit in viele Aspekten auszeichnet. Die Rasse gilt als älteste Rinderrasse Italiens und als die größte Rinderrasse der Welt: Bullen können ein Gewicht von über einer Tonne sowie eine Widerristhöhe von 180 cm erreichen. Für das Auerrindprojekt wurde das Chianina ausgewählt, um die Größe der Auerrinder anzuheben. Nachteilig zu erwähnen sind die helle Färbung und die schwach entwickelten Hörner – Merkmale, die sich jedoch durch entsprechende Kreuzungen gut eliminieren lassen.

Sayaguesa

Sayaguesakuh 2018. Bild: SG.
Abbildung 8: Sayaguesakuh 2018. Bild: SG.
Abbildung 9: Sayaguesabulle Leo 2018. Bild: SG.

Das Sayaguesa ist eine ebenfalls alte Rasse aus dem Nordwesten Spaniens, die sich aufgrund einer Reihe von Merkmalen gut für die Abbildungszüchtung eignet, und zu diesem Zweck auch verbreitet Anwendung findet. Zum einen kann die Rasse in der Spitze sehr groß werden (ein Gewicht von über einer Tonne bei Bullen kommt vor), zum anderen zeigt sie aber auch weitere ursprüngliche Merkmale wie: geschwungene, nach vorn weisende Hörner, eine athletische Statur, einen langgezogenen Schädel mit Flotzmaul sowie eine generelle Robustheit. Als Nachteil ist der geringe Geschlechtsdimorphismus in Bezug vor allem auf die Farbe zu nennen: beide Geschlechter sind in der Grundfarbe meist dunkel.

 

Maremmana

Maremanna-Primitivo-Kuh 2017. Bild: SG.
Abbildung 10: Maremanna-Primitivo-Kuh 2017. Bild: SG.
Der Maremannabulle Luca im Jahr 2020,, ein sehr dunkler Vertreter seiner Rasse. Bild: SG.
Abbildung 11: Der Maremannabulle Luca im Jahr 2020,, ein sehr dunkler Vertreter seiner Rasse. Bild: SG.

Das Maremanna ist eine zum Rassekreis der Podolischen oder Steppenrinder gezählte, ursprünglich aus der italienischen Maremma an der mittelitalienischen Küste stammende Rasse. Wie alle Steppenrinder ist das Maremanna in der Grundfarbe verwaschen gräulich, vor allem Bullen können aber auch eine dunkelgraue bis fast schwarze Färbung aufweisen. In der Zucht hat sich gezeigt, dass diese Färbung schon nach wenigen Generationen kaum noch hervortritt, sodass die anderen, für die Abbildungszucht positiven Eigenschaften, insbesondere in Bezug auf den starken farblichen Geschlechtsdimorphimus, zum Tragen kommen.

 

Ungarisches Steppenrind

Ungarische Steppenrindkuh. Bild: SG.
Abbildung 12: Ungarische Steppenrindkuh. Bild: SG.
Ungarischer Steppenrindbulle (vorne rechts). Bild: Förderkreis Grpße Pflanzenfresser e.V.
Abbildung 13: Ungarischer Steppenrindbulle (vorne rechts). Bild: Förderkreis Grpße Pflanzenfresser e.V.

Wie auch das Maremanna wird auch das Ungarische Steppenrind zu den Podolischen Rindern gezählt, und zeichnet sich ebenfalls durch eine helle Grundfärbung und eher gerade und nach oben abstehende Hörner aus. Wiederum wie auch beim Maremanna hat die Erfahrung auch beim Ungarischen Steppenrind gezeigt, dass diese für die Abbildungszucht unvorteilhaften Merkmale nach wenigen Generationen zurücktreten.

Watussi

Watussi-Färsen 2017. Bild: SG.
Abbildung 14: Watussi-Färsen 2017. Bild: SG.
Watussibulle Thando 2017. Bild: SG.
Abbildung 15: Watussibulle Thando 2017. Bild: SG.

Das aus Ostafrika stammende Watussirind ist als einzige im Auerrindprojekt verwendete Rasse nicht rein taurin (vom sog. Europäischen Auerochsen abstammend), sondern entstammt einer Kreuzung tauriner mit zebuinen (vom Indischen Auerochsen (Bos primigenius indicus) abstammenden) Rindern. Trotz dieses „Mankos“ wurde die Rasse ausgewählt, da sie sich durch besonders ausladende und im Durchmesser an der Basis mächtige Hörner auszeichnet, die sich in dieser Form in rein taurinen Rinderrassen nicht erhalten haben. Zudem hat die Zuchterfahrung gezeigt, dass die für zebuine Rinder typischen Merkmale, wie die ausgeprägte Halswamme und der Schulterbuckel, nach wenigen Generationen zurücktreten, der ausgesprochen positive Effekt auf die Horngröße aber nachhaltig ist.

Pajuna

Pajunakuh 2020. Bild: Felix Hohmeyer.
Abbildung 16: Pajunakuh 2020. Bild: Felix Hohmeyer.
Pajunabulle. Bild. SG.
Abbildung 17: Pajunabulle. Bild. SG.

Die Rasse Pajuna wurde im Auerrindprojekt nur in geringem Maße integriert, eignet sich aber prinzipiell auch gut für die Abbildungszucht. Hervorzuheben sind bei dieser aus Südspanien (Andalusien) stammenden Rasse die athletische Statur, die positive Hornform und der auch farblich ausgeprägte Geschlechtsdimorphismus, jedoch bleibt die Rasse mit bis zu 165 cm Widerristhöhe eher klein und hat nur kurze Hörner.

Standorte

Zum aktuellen Zeitpunkt verfügt das Auerrindprojekt, in Kooperation mit seinen Partnern, über vier Standorte, wobei darunter zwischen zwei Zuchtstandorten und zwei Beweidungsstandorten unterschieden werden muss. Die Zuchtstandorte befinden sich zum einen im Naturschutzgroßprojekt Senne-Teutoburger Wald in Nordrheinwestfalen, und zum anderen im Wildpark Schwarzach in Baden-Würtemberg. In unmittelbarer Nähe zu Lorsch verbleiben die Beweidungsstandorte an der Wattenheimer Brücke und der Weschnitzinsel, sowie der Beweidungsstandort in der Hammerau bei Groß-Rohrheim/Gernsheim.

Im Wildpark Schwarzach stehen die Auerrinder, gemeinsam mit einer Herde Rotwild, auf einer großräumigen Fläche, die Kurzrasen, Gehölz und einen Teich miteinschließt. Zum aktuellen Zeitpunkt stehen hier zwei Kühe, zwei 2023 geborene Färsen und zwei 2024 geborene Bullenkälber.

Der Beweidungsstandort an der Wattenheimer Brücke zeichnet sich durch eine große Arten- und Strukturvielfalt aus. So umfasst er artenreiche, kurze Weiderasen, Gebüschsäume, karge Sandareale, eine Streuobstfläche, lockeren Kiefernforst und einen artenreichen Mischwald. Zum jetzigen Zeitpunkt weiden hier drei Auerrind-Kühe.

Die Weidefläche auf der Weschnitzinsel liegt inmitten des gleichnamigen Naturschutzgebietes, südöstlich von Lorsch. Durch die Nähe zur Weschnitz ist der Standort von Fett- und Feuchtwiesen geprägt.

Abbildung 18: Auerrinder im Wildpark Schwarzach. Bild: SG.
Auerrinder an der Wattenheimer Brücke
Abbildung 19: Auerrinder an der Wattenheimer Brücke
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