Tag der Experimentellen Archäologie

Einblicke für Interessierte und ein Forum für die Wissenschaft

Das Experimentalarchäologische Freilichtlabor Lauresham im UNESCO Welterbe Kloster Lorsch steuert auf den Höhepunkt des Jubiläumsjahres zu: dem Tag der Experimentellen Archäologie am Sonntag, den 5. Mai 2024. Dann stellen Lauresham-Leiter Claus Kropp M.A. und sein Team Themen des Frühen Mittelalters zum Zuschauen und Mitmachen vor und bieten mit Vorträgen ein öffentliches Forum für die Wissenschaft. „Wir lassen unsere Gäste an diesem Tag den Forschenden über die Schultern schauen und möchten gleichzeitig einen lebendigen Einblick in unsere Arbeit und die unserer Kooperationspartner vermitteln“, charakterisiert Kropp das Programm. Eingeladen sind alle Interessierten, Familien ebenso wie Fachpublikum. Der Besuch ist kostenfrei; für das leibliche Wohl wird gesorgt sein.

Lehren für die Gegenwart und Zukunft

Auf dem begehbaren, 4,1 Hektar großen, idealtypischen 1:1-Modell eines karolingischen Zentralhofes des 8./9. Jahrhunderts mit Häusern, landwirtschaftlichen Flächen und Nutztieren erhalten die Besuchenden von 10 bis 17 Uhr bei Vorführungen und durch Beteiligung an Live-Experimenten nicht nur konkrete Anschauungen zum Leben im Mittelalter. Sie gewinnen auch Eindrücke von der Vielzahl der Projekte, die Lauresham betreibt und wissenschaftlich auswertet.

Dazu zählt die Erforschung des frühmittelalterlichen Ackerbaus (mit Live-Pflügen) genauso wie die Eisenverhüttung oder die Untersuchung des Raumklimas jener Zeit. Viele der Unternehmungen tragen die Siegel von Naturschutz und Nachhaltigkeit, behandeln also Themen, die für  Gegenwart und Zukunft Relevanz haben können: So kooperiert Lauresham mit zahlreichen Partnern unter anderem bei dem Vorhaben „A Year On The Field“ (Ein Jahr auf dem Feld), das die Bedingungen nachhaltiger Lebensmittel- und Textilproduktion untersucht. Mit dem „WIR in Lorsch“-Projekt geht es zudem um die Revitalisierung lokaler Wertschöpfungsketten in der Landwirtschaft und bei der Lebensmittelproduktion.

Lauresham im internationalen wissenschaftlichen Austausch

Neben praktischen Vorführungen bietet der Tag der Experimentellen Archäologie auch Vorträge in deutscher und englischer Sprache von Fachleuten aus dem In- und Ausland. Diese zeigen, dass das Freilichtlabor Lauresham, bereits mehrfach mit Preisen ausgezeichnet, in vielen Bereichen der Experimentellen Archäologie mit Institutionen aus der ganzen Welt zusammenarbeitet und in internationale Netzwerke eingebunden ist. Ein Beispiel hierfür ist etwa die Internationale Vereinigung Agrarhistorischer Museen (AIMA), deren Generalsekretärin Debra Reid eigens aus den USA anreist, um die bereits etablierte Lauresham Lecture for Experimental Archaeology zu halten.

Erstmals stellen sich in diesem Jahr mit Vorträgen sowie Infoständen auf dem Gelände zudem Mitglieder eines neu gegründeten Arbeitskreises Experimentelle Archäologie und Archäotechnik im Mandanten Historisches Erbe Hessen vor, darunter das Römerkastell Saalburg sowie die Keltenwelt am Glauberg.

Fotoausstellung mit eindrucksvollen Einblicken in die Experimentelle Archäologie

Unter dem Titel „Experimentelle Archäologie und Archäotechnik
erleben“ präsentiert das Freilichtlabor im Besucherinformationszentrum eine eindrucksvolle Fotoschau, in der weltweite Beispiele die Arbeitsweise dieser Teilwissenschaft der Archäologie vorstellen und kontextualisieren. Die Fotoausstellung kann anschließend bis zum 15. September, dienstags bis sonntags zwischen 10 und 17 Uhr besichtigt werden.

Übersicht über die Projektvorstellungen im Freilichtlabor:

Wölbäckerprojekt:

Wie wurden vor dem Jahr 1200 Jahren Ackerflächen bewirtschaftet? Was kann von alten Flurformen und Bewirtschaftungsweisen auf gewölbten Äckern, die durch eine besondere Pflugtechnik entstehen, im Hinblick auf die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts gelernt werden?

Raumklima in frühmittelalterlichen Häusern:

Wie effektiv konnten mittelalterliche Menschen ihre Häuser heizen? Wie war das Wohnklima? Welche Wärmegrade waren im Vergleich zur Außentemperatur zu erzielen?

Panzerreiterprojekt – auf der Spur einer frühmittelalterlichen Elite:

Seit vielen Jahren versucht das Freilichtlabor mit Partnern, die komplette Ausrüstung eines frühmittelalterlichen Panzerreiters zu rekonstruieren. In diesem Jahr dreht sich das Projekt um den Schuppenpanzer und die Durchschlagskraft von Pfeilen.

Forschungscluster Transport und Verkehr

Um Einblicke in Transportmöglichkeiten und Verkehrswege des Mittelalters zu erhalten, rekonstruiert das Freilichtlabor seit mehreren Jahren sowohl Teilabschnitte mehrerer Straßen und Wege als auch einen einachsigen Wagen und kooperiert zudem mit der Technischen Universität Darmstadt in Bezug auf die Wasserwege und die Rekonstruktion eines frühmittelalterlichen Einbaums.

Grubenhausprojekt

Wie groß sind die Interpretationsspielräume bei der (Re)konstruktion frühmittelalterlicher Häuser? Wie wurden im Frühmittalter effektiv Güter gelagert? Fragen wie diese werden im Rahmen des Grubenhausprojektes bereits seit 2018 im Freilichtlabor untersucht.

Auerrindprojekt

Wie ist der Kenntnisstand über die Wildnis vor 1200 Jahren und welche Schlussfolgerungen sind im 21. Jahrhundert daraus zu ziehen? Das Auerrindprojekt erforscht den im 17. Jahrhundert ausgestorbenen Auerochsen und stellt sich an diesem Tag mit Originalexponaten vor.

Frühmittelalterliche Eisenverhüttung

Seit 2017 wurden im Freilichtlabor immer wieder
Eisenverhüttungsexperimente durchgeführt. Auch im Jahr 2024
wird in Kooperation mit der Firma Trommer Archäotechnik wieder
ein Rennfeuer entfacht und das daraus gewonnene Eisen
weiterverarbeitet (raffiniert).

Furche um Furche – frühgeschichtlichen und historischen Pflügen auf der Spur

Das Freilichtlabor hat in der Vergangenheit bereits mehrere (Re)konstruktionen frühmittelalterlicher Pflüge hergestellt und arbeitet nun in Kooperation mit dem Römerkastell Saalburg sowie der Keltenwelt Glauberg auch an römischen sowie eisenzeitlichen Rekonstruktionen. An der Laureshamschmiede sollen an diesem Tag deshalb sowohl Pflugschare geschmiedet als auch verschiedene Stufen solch einer (Re)konstruktion vorgestellt und schließlich auf den Ackerflächen erprobt werden.

A Year On The Field

Auf vier Kontinenten wird derzeit in einem einzigartigen Kooperationsprojekt der Kartoffelanbau dokumentiert, Wissen und Fähigkeiten ausgetauscht und die Öffentlichkeit über nachhaltige Lebensmittel informiert. In den vergangenen Jahren war bereits Flachs und auch Weizen im Fokus dieses Projektes.

Brunnenprojekt

Das Freilichtlabor verfügt über mehrere Eichenkastenbrunnen, wovon einer nun im Rahmen eines Jahresprojektes im Freiwilligen Ökologischen Jahr mit einer verkleinerten Brunnenstube abgetieft werden soll. Am Tag der Experimentellen Archäologie wird die Brunnenstube fertiggestellt.

Wir in Lorsch (Lehr- und Versuchsacker)

Seit dem Jahr 2021 betreibt das Freilichtlabor mit seinen Partnern im Rahmen des regionalen Vernetzungsprojekts „Wir in Lorsch“ auch einen Lehr- und Versuchsacker für Zugtiere bzw. tierische Anspannung im 21. Jahrhundertmit dem Ziel zu zeigen, warum diese Art der Landwirtschaft auch heutzutage wichtig sein kann.

Funde und Befunde zu Webhäusern und die (Re-)konstruktion

Auch das (früh-) mittelalterliche Textilhandwerk wird in Lauresham gepflegt und erforscht. Archäologische (Be-) Funde aus Tilleda (Sachsen-Anhalt) und anderen Orten geben Einblicke in die Arbeit mit Textilien und bildeten die Grundlage für das Webhaus in Lauresham. Fragen nach dem Gewichtswebstuhl, den Gruben sowie archäologischen und schriftlichen Quellen sollen im Fokus stehen.

Vorträge

Über den ganzen Tag verteilt finden im Besucherinformationszentrum Fachvorträge statt:

11 Uhr
Debra Reid (Curator of Agriculture and the Environment at the Henry Ford, USA): Reflecting on 50 Years of Objects in Use: What’s Next

12 Uhr
Andreas Schmidt (Entomologe): Bodenfallen-Untersuchungen zur Erfassung von Käfern auf den Ackerflächen des Freilichtlabors Lauresham

13 Uhr
Anne Loreth (Julius-Kühn-Institut für Kulturpflanzenforschung): Optimierung der Nützlingsförderung in Schutzgebieten zur Stärkung des biologischen Pflanzenschutzes – „Schutzhochzwei“. Erste Ergebnisse aus dem Freilichtlabor Lauresham

14 Uhr
Rüdiger Schwarz (Römerkastell Saalburg): Axt, Werkbank, Hobel –
Römisches Holzhandwerk in der Praxis

15 Uhr
Axel Posluschni / Thomas Lessig-Weller (Keltenwelt am Glauberg):
Ein besonderes Objekt aus einem Kriegergrab der frühen Hallstattzeit

Kontakt für weiterführende Informationen:
c.kropp@kloster-lorsch.de
Claus Kropp
F. +49 (0)173-6450540

Anmeldungen & Infos: Tel. 0 62 51/86 92 00 und buchung@kloster-lorsch.de

Das Grubenhausprojekt versucht, das Aussehen frühmittelalterlicher Häuser möglichst genau zu rekonstruieren.
© SG, Foto: M. C. Thumm

Für weitere Informationen und Auskünfte sind wir gerne für Sie da:
UNESCO Welterbe Kloster Lorsch
Tel: +49 (0)62 51-86 92 00
Fax +49 (0)62 51-86 92 029
Mail: info@kloster-lorsch.de

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