Konzept und Anspruch

Anders als an anderen Liegenschaften der Staatlichen Schlössern und Gärten werden die in Lorsch gemachten Funde nicht in ein Zentraldepot überführt, sondern an Ort und Stelle belassen. Dazu gehören ein kleiner Sammlungsbestand der Welterbestätte, wie er schon 1991 einmal in Lorsch gezeigt wurde. Ebenso Stücke, die Anfang der1950er Jahre von Darmstadt nach Lorsch ausgelagert worden waren. Beim wesentlichen Teil jedoch handelt es sich um Sammlungs- und Depotbestände des Hessischen Landesmuseums Darmstadt, wie sie seit 1956 im dafür hergerichteten Kirchenfragment des Klosters gezeigt worden waren. Einen großen Zuwachs erhielt die Sammlung schließlich durch die Grabungskampagnen der Universitäten Bamberg und Heidelberg zwischen 1997 und 2015.

Die Zusammenführung der Bestände ist nicht nur dem Provenienzprinzip geschuldet, sondern trägt auch der Erwartung Rechnung, dass diese am authentischen Ort gezeigt, erklärt, aber auch erforscht und eingeordnet werden. Hier wird der Anspruch der Welterbestätte, auch Forschungsmuseum zu sein, sehr deutlich.

Die Objekte in der Zehntscheune dokumentieren eindrucksvolle Funde aus 200 Jahren Grabungsgeschichte. Neben spätantiken Stücken aus dem 2. und 3. Jahrhundert sowie karolingischen Säulen und Kapitellen aus der Blütezeit des Klosters, findet sich auch eine große Zahl bedeutender Kleinfunde, die aufschlussreiche Zusammenhänge des klösterlichen Lebens offenbaren.

Im Zuge der Überarbeitung des gesamten Geländes 2011 – 2015 wurden die alten Scheunentore gegen massive Stahltüren ausgetauscht. Durch den Einsatz eines dunkel gefärbten Betonbodens und die separat eingezogene schwarze Decke, wirkt das Schaudepot Zehntscheune heute ähnlich einer Black-Box. Lediglich einzelne Steinfragmente werden während der Führung durch Lichtspots über eine Tablet-Steuerung zum Leben erweckt. Die Besucherinnen und Besucher werden im Schaudepot Zehntscheune auf eine Entdeckungsreise in die Klostergeschichte mitgenommen. Durch den bewussten Verzicht von Beschriftungen der Exponate soll der Entdeckergeist angeregt und bewusst Raum für eigene Assoziationen geschaffen werden.

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