Schimmel, Schafsmist, Schwalbennest – Heilwissen hinter Klostermauern

Neue Ausstellung im UNESCO Welterbe Kloster Lorsch zum Lorscher Arzneibuch

Die Staatlichen Schlösser und Gärten Hessen (SG) laden ab dem 7. Oktober 2023 zur Ausstellung „Schimmel, Schafsmist, Schwalbennest – Heilwissen hinter Klostermauern“ im Museumszentrum des UNESCO Welterbes Kloster Lorsch ein.
Bis zum 14. Januar 2024 können Interessierte hier viel Wissenswertes rund um das Lorscher Arzneibuch, das älteste Arzneibuch des abendländischen Mittelalters, erfahren.

Die um 790 im Kloster Lorsch entstandene Handschrift wurde 2013 ins Weltdokumentenerbe der UNESCO “Memory of the World“ aufgenommen. Heute liegt das Original in der Handschriftensammlung der Staatsbibliothek Bamberg.

Das Lorscher Arzneibuch

Das Lorscher Arzneibuch umfasst 482 Rezepturen zur Herstellung von Arzneimitteln. Es gilt als Meilenstein der Medizingeschichte, da es erstmals im westlichen Abendland Erkenntnisse antiker Medizin mit Inhalten des christlichen Glaubens verbindet.

„Im Vorwort des Buches stellt der anonyme Verfasser fest, dass die Fähigkeit andere zu heilen ein direktes Gebot christlicher Nächstenliebe sei und damit der Beweis der Liebe Gottes zu den Menschen. Damit war die Stigmatisierung der Medizin und Heilkunst als ‚unstatthafter Eingriff in den Heilsplan Gottes‘ überwunden“, erläutert Dr. Hermann Schefers, Leiter der Welterbestätte Kloster Lorsch, die herausragende Bedeutung des Arzneibuchs.

Schimmel, Schafsmist, Schwalbennest – Heilwissen hinter Klostermauern

Die Ausstellung widmet sich ausgewählten Aspekten rund um das Arzneibuch: Vom Lorscher Skriptorium als klösterliche Schreibstube über die Rezepturen und den Klostergarten bis hin zum Kloster als Ort der Heilung. Auch Klostergärten als Anbaugebiet für die Inhaltsstoffe werden in den Blick genommen: Im Lorscher Infirmarium – dieser Begriff bezeichnet einen Krankensaal in mittelalterlichen Klöstern – wurden seit dem 13. Jahrhundert kranke Mönche versorgt. Das zeigte eine archäologische Grabungsaktion Anfang der 2000er Jahre. Das Hospital, das auf dem sogenannten Spittelsberg hinter der Zehntscheune vermutet wird, diente womöglich der medizinischen Versorgung der Dorfbevölkerung.

Die Idee der Ausstellung geht auf Untersuchungen im Freilichtlabor Lauresham zurück, das zum Kloster Lorsch gehört. Anfang 2023 begann Amelie Johann, die im Freilichtlabor Lauresham ein Freiwilliges Ökologisches Jahr absolvierte, mithilfe mittelalterlicher Werkzeuge wie Mörser, Messer und spezieller Gefäße, verschiedene Rezepturen aus der Handschrift möglichst originalgetreu herzustellen. Der 2014 südlich der Zehntscheune angelegte Kräutergarten bietet dazu gut 200 Arzneipflanzen, die sämtlich auch im Arzneibuch vorkommen. Und nicht nur Kräuter und Heilpflanzen wurden für die Zubereitung der Heilmittel benötigt, auch Zutaten wie Schimmel, Schafsmist oder Schwalbennester finden sich in den Inhaltsstoffen mancher Rezepturen. Auf die Herstellung der Arzneimittel aufbauend, kuratierten die Volontärinnen des Klosters Lorsch und des Freilichtlabors Lauresham, Alice Mura und Hannah Beck, die Ausstellung „Schimmel, Schafsmist, Schwalbennest – Heilwissen hinter Klostermauern“.

Mitmachausstellung für Klein und Groß

Die Stationen der Ausstellung laden vor allem Kinder ab vier Jahren ein, sich selbst als Kräutergärtner: in oder Klosterschreiber:in zu versuchen. So kann beispielsweise das Schreiben mit einer Feder versucht oder der Geruchssinn in einem Riechquiz unter Beweis gestellt werden. In einer Rallye können die Teilnehmenden das Leben als Klosternoviz:innen im frühen Mittelalter erleben.

Für Besucher:innen, die selbst Rezepte ausprobieren oder verkosten möchten, bietet die UNESCO Welterbestätte den buchbaren Workshop „Nachgekocht! Rezepte aus dem Lorscher Arzneibuch“ an. Nach dem Ausstellungsbesuch werden hier im Anschluss beispielsweise Hustensirup oder Kräutersalz hergestellt.

Die Ausstellung „Schimmel, Schafsmist, Schwalbennest – Heilwissen hinter Klostermauern“ kann von Dienstag bis Sonntag sowie an Feiertagen von 10 bis 17 Uhr im Museumszentrum besichtigt werden. Der Ausstellungsbesuch ist in den regulären Eintrittspreis des Museumszentrums inbegriffen, der 3 € pro Person (ermäßigt 2 €) beträgt.

Für weitere Informationen und Auskünfte sind wir gerne für Sie da:
UNESCO Welterbe Kloster Lorsch
Tel: +49 (0)62 51-86 92 00
Fax +49 (0)62 51-86 92 029
Mail: info@kloster-lorsch.de

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