Kostenloser Vortrag
Unter den vielen verschiedenen Themenkomplexen, mit denen man sich am Lorscher Welterbe beschäftigt, nimmt vor allem die einst umfangreiche Bibliothek der Lorscher Abtei einen großen Stellenwert ein und bietet damit auch immer wieder die Grundlage für thematische Exkurse und die Betrachtung von außergewöhnlichen Details der karolingischen Schreibkunst und Buchkultur, wie „tironischen Noten“: Schon in der Antike, die die karolingischen Könige zum Vorbild ihres idealen Reiches nahmen, wurde regelmäßig Kurzschrift, also Stenographie verwendet, sodass ein Äquivalent auch im Karolingischen System umgesetzt wurde und sich in vielen überlieferten Handschriften findet.
Eigentlich wurde Schreibern damals mit strenger Erziehung eine ebenmäßige, lesbare Einheitsschrift antrainiert und doch finden sich auf den Seiten vieler zeitgenössischer Handschriften, den geordneten „Feldern und Beeten“ von Buchstaben und Sprache, immer wieder „Brennnesseln“, „Mohnblumen“ und „Löwenzahn“ – „tironische Noten“, stenographische Notizen der karolingerzeitlichen Buchkunst. Auf den ersten Blick störend, bei genauerer Betrachtung aber doch von Nutzen. Es gibt viel zu entdecken und noch mehr zu ergründen. Was stenographische Notizen beinhalten, ist in aller Regel nicht für die Öffentlichkeit gedacht. Sie verraten zwar keine großen Geheimnisse, geben aber Einblicke in das geistige Treiben hinter den prachtvollen Büchern, die der Vortrag näher beleuchten wird.
Referent: Martin Hellmann
Datum: DO, 11.09.2025
Uhrzeit: 18:30 Uhr
Ort: Paul-Schnitzer-Saal
Eintritt: frei