UNESCO WELTERBE KLOSTER LORSCH
1991 wurde das Kloster Lorsch als erstes Denkmal Hessens in die UNESCO Familie der Weltkulturerben aufgenommen. Die internationale Gemeinschaft würdigte damit die baugeschichtliche, herrschaftsgeschichtliche und bildungsgeschichtliche Bedeutung der einstigen Reichsabtei Karls des Großen. Heute steht hier u.a. das besterhaltene karolingische Gebäude nördlich der Alpen und man weiß, dass hier die moderne Medizin des westlichen Abendlandes ihren Anfang nahm.
Aufstieg zum Reichskloster
Um 764 von der Familie des fränkischen Gaugrafen Cancor gegründet, begann mit der Überführung der Nazarius-Reliquie 765 aus Rom ins Lorscher Kloster der wirtschaftliche Aufstieg der Abtei. In wenigen Jahrzehnten erstreckte sich der Besitz an Gütern aus Schenkungen an den Hl. Nazarius von der Nordseeküste bis nach Graubünden. 772 wurde das Kloster an Karl den Großen übertragen, der es unter seinen Schutz stellte und ihm die Immunität gewährte. Lorsch war nun Königs-, später Reichskloster und vor den Begehrlichkeiten und Zugriffen der umliegenden Bischöfe und Adeligen geschützt. Dieses Privileg sollte bis 1232 Bestand haben, als das Kloster an Mainz fiel, die Benediktiner vertrieben und zuerst durch Zisterzienser und diese kurz darauf durch Prämonstratenser ersetzt wurden.
Wechselvolle Geschichte
Seit seiner Gründung in karolingischer Zeit bis weit in das Hochmittelalter zählte das Kloster Lorsch zu den wichtigsten kulturellen Zentren zur Verbreitung der am Königshof entwickelten Bildungsprogramme. Berühmtheit erlangte die Abtei durch ihr Skriptorium und ihre umfangreiche Bibliothek, eine der größten und bedeutendsten des Mittelalters. Heute sind die noch erhaltenen Werke auf 73 Bibliotheken weltweit verstreut. Auch in medizinischer Hinsicht war das Kloster ein wichtiger Vorreiter: Das Lorscher Arzneibuch aus dem Ende des 8. Jahrhunderts ist die älteste erhaltene medizinisch-pharmazeutische Handschrift nachantiker Zeit. Selbst in einer der wohl bekanntesten Sagen, dem Nibelungenlied, wird das Kloster Lorsch erwähnt, und zwar als Grablege Siegfrieds. Wie gesagt: eine Sage. Sicher hingegen war es die Ruhestätte der letzten ostfränkischen Könige aus dem karolingischen Geschlecht.
Kulturgeschichtliche Bedeutung
Bis in die erste Hälfte des 13. Jahrhunderts verteidigte das Reichskloster immer wieder erfolgreich seine Unabhängigkeit. 1066 war das Kloster zu einer politischen Machtdemonstration gezwungen und errichtete eine Burg, die Starkenburg im benachbarten Heppenheim. Es war das erste Mal in seiner Geschichte, dass sich das Kloster dem herrschenden König widersetzte und ihn dazu zwang, die alten Rechte für Lorsch wieder herzustellen. 1461 verpfändete Mainz das Kloster Lorsch an die Kurpfalz. Knapp ein Jahrhundert später wurde es im Zuge der Reformation zum Aussterbekloster und letztlich aufgelöst. Wenig später zerstörten spanische Truppen die Klosteranlage im Dreißigjährigen Krieg.