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Basilikafragment

Das Kirchenfragment gehört zur Basilika des frühen 12. Jahrhunderts. Es bildete einst die drei westlichen Joche des Mittelschiffs der Vorkirche der Nazarius-Basilika, die im 30jährigen Krieg, 1621, weitgehend zerstört wurde. Es ist wahrscheinlich, dass es im Bereich des Kirchenfragments Vorgängerbauten gegeben hat.

Baugeschichte des Kirchenfragments

Die in den 1930er Jahren von Friedrich Behn erarbeitete Theorie von freistehenden Türmen mit Mittelbau hat sich durch unsere Untersuchung bestätigt. Wahrscheinlich hat es im Bereich des Kirchenfragments einen Vorgängerbau oder –bauten gegeben. Dies wird zur Zeit noch archäologisch untersucht. An dieser Stelle wird deshalb nur auf die Bauphasen eingegangen, welche im Bestand des aufgehenden Mauerwerks nachweisbar sind.

Abbildung 1 a und b zeigen eine Rekonstruktion der 1. Bauphase der Ost fassade (heutige innere Westwand) und einen Schnitt nach Norden. Anhand der Befunde ist für den Mittelbau eine große Durchgangsöffnung nachweisbar.
In einer 2. Bauphase (Abbildung 1 c und d) wurden die Türme durch einen 4-jochigen Sakralraum mit basilikalem Querschnitt, die so genannte Vorkirche, an den älteren, östlich gelegenen Kirchenbau angeschlossen. Die drei westlichen Joche des Mittelschiffs dieser Vorkirche bilden das heutige Kirchenfragment.
Das vierte schmalere Joch wurde im 18. Jahrhundert zusammen mit der Ostkirche abgebrochen. Diese Bauphase kann durch Baunachrichten mit den 1140er Jahren in Verbindung gebracht werden.
Unsere Rekonstruktion unterscheidet sich von den Ergebnissen Behns in einem wichtigen Punkt: Der große Bogen über dem gotischen Westportal (Abb. 2) gehört nicht in die 1. Bauphase, wie von Behn angenommen, sondern ist aufgrund bautechnischer Merkmale in die gleiche Bauphase wie die Vorkirche einzuordnen. Mit dem genannten Bogen wurde das Obergeschoss des Turmmittelbaus als eine Art Empore zum Mittelschiff geöffnet.

Alle Baubefunde sind mit einer Datierung ins frühe 11. Jahrhundert in Einklang zu bringen – sowohl die Bauplastik als auch die Bautechnik der Arkaden und die Steinbearbeitung. Charakteristisch ist hierbei die Steinbearbeitung mit der Zahnfläche oder die Oberflächengestaltung mit einem Fischgrätmuster – jeweils in verschiedenen Ausführungen.
Durch Mörtelvergleiche kann man weitere Veränderungen an der Westwand in diese Zeit datieren: Die große Durchgangsöffnung der 1. Bauphase wurde zu einem Portal verkleinert und zusammen mit dem Bogen oberhalb der Empore hat man eine Wand aus kleinteiligem Steinmaterial zwischen den Türmen errichtet. Die Empore erhielt vermutlich ein Pultdach, worüber eine Fensteröffnung anzunehmen ist.
In gotischer Zeit wurden die Westtürme abgebrochen und die ehemalige innere Ostwand wurde zur Westfassade, nun gestaltet durch ein neues Portal und ein großes Maßwerkfenster – beide können nach architekturgeschichtlichen Kriterien ins frühe 14. Jahrhundert datiert werden (Abb. 1 e und f und Abb. 2).

Im 30-jährigen Krieg, 1621, wurde die ehemalige Kirche weitgehend zerstört. An beiden Seiten der Arkadenwände und an der inneren Westwand genauso wie am gotischen Portal und dem Maßwerkfenster sind daraus resultierende, beträchtliche Brandschäden festzustellen. Nach der Zerstörung wurden die ruinösen Klostergebäude als Abbruchstelle für Baumaterial freigegeben.
In barocker Zeit bekamen die drei westlichen Mittelschiffsjoche der Kirchenruine ein neues Dach. Spätestens zu diesem Zeitpunkt wurden die Seitenschiffe abgebrochen und die Arkaden zugemauert. Eine neue Ostwand wurde errichtet und mit einer eingebauten Holzkonstruktion wurde der Bau in vier Etagen unterteilt. So ausgestattet wurde er als Fruchtspeicher, später als Tabakscheune, benutzt (Abb. 1 g). Die Ständer der Holzkonstruktion wurden durch die Otto-Friedrich-Universität Bamberg dendrochronologisch auf den Winter 1718/19 datiert.
Im 19. Jahrhundert wurde das Maßwerkfenster der Westfassade wiederhergestellt und zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurden die Strebepfeiler an der Ostfassade errichtet sowie die südwestlichen Pfeiler repariert beziehungsweise neugebaut.

Die umfangreichen Baumaßnahmen der Jahre 1956/57 sind in Bauakten und Bildmaterial dokumentiert. Dem damaligen Vorhaben, das Kirchenfragment als Ruine zu präsentieren, wurde dank der Einwände des Landeskonservators Otto Müller nicht zugestimmt.
Stattdessen wurde das Kirchenfragment in der uns heute (2012) bekannten Form wiederhergestellt (Abb. 1 h).
Dr. Katarina Papajanni

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